Ab und zu
lässt der Mächtige ein freundliches Wort fallen.
Und registriert genau, wer sich noch danach bückt.

(aus: »Zwischen den Zeilen ist unterm Strich« - Aphorismen [2018])
~ © Franz Christoph Schiermeyer ~

deutscher Aphoristiker; * 1952

Auf den Stufen der Macht
liegt fingerdick der Dreck:
das ist die öffentliche Meinung.

(aus: »Gott, Mensch und Menschheit« - Aphorismen [1916])
~ Alois Essigmann ~
österreichischer Offizier, Kanzleigehilfe und Autor; 1878-1937

Man muß wissen, daß es zwei Arten zu kämpfen gibt:
mit den Gesetzen und mit der Gewalt.
Die erste Art ist dem Menschen eigen, die zweite den Tieren;
da aber die erste oft unzulänglich ist, muß man zuweilen auf die zweite zurückgreifen.

(aus: »Der Fürst« [Il Principe, 1513])
~ Niccolò (di Bernardo dei) Machiavelli ~

florentinischer Philosoph, Politiker, Diplomat, Chronist und Dichter; 1469-1527

Frei bist du erst,
wenn niemand sich erlauben darf,
dir etwas zu erlauben.

(aus: »Aphorismen zur Binsenweisheit von morgen« – Philosophische Formelsammlung [1995])
~ © Rolf Friedrich Schuett ~

auch: Fritz Heinrich Lotterfuchs,
deutscher Schriftsteller und Aphoristiker; * 1941

Der einzige Unterschied
zwischen einer Laune und der ewigen Liebe
besteht darin, daß die Laune etwas länger dauert.

{The only difference
between a caprice and a lifelong passion is
that the caprice lasts a little longer.}

(aus: »Das Bildnis des Dorian Gray« [The Picture of Dorian Gray, 1890])
~ Oscar Wilde ~

eigentlich Oscar Fingal O' Flahertie Wills Wilde;
irischer Lyriker, Romanautor, Dramatiker und Kritiker; 1854-1900

Viele glauben
aus Fehlern könne man nur lernen,
wenn man sie selber macht.

(aus einem Manuskript)
~ © Erhard Blanck ~

deutscher Heilpraktiker, Schriftsteller und Maler; * 1942

Wie kannst du meine Seele besuchen,
wenn du nicht von deiner kommst?

(aus: »Lyricon 2« [1985])
~ © Elmar Kupke ~

deutscher Aphoristiker; 1942–2018

Selbst die fünf Finger
sind nicht gleich an einer Hand;
Verschieden ist ihr Dienst, ihr Ansehn,
Größ' und Stand.

(aus: »Die Weisheit des Brahmanen« [1836-1839])
~ Friedrich Rückert ~

Pseudonyme: Freimund Raimar, Reimar oder Reimer;
deutscher Dichter, Sprachgelehrter und Übersetzer, einer der Begründer der deutschen Orientalistik; 1788-1866

Sachlichkeit ist
die Magie der Vernunft.

(aus: »Gutmenschmasken« [2013])
~ © Rupert Schützbach ~

deutscher Dipl.-Finanzwirt, Zöllner i.R. und Schriftsteller; * 1933

Wir erreichen das Ziel der Menschheit nie,
denn es wandert ebenfalls immer weiter vorwärts,
je weiter die Menschheit wandert.

(aus: »Streckverse« [1823])
~ Wolfgang Menzel ~
deutscher Literaturkritiker, Literaturhistoriker und Schriftsteller im Vormärz; 1798-1873